Zur Rettung des Krankenhauses St. Josef lief die Bevölkerung am Wochenende von Schweinfurt bis nach Kopenhagen
SCHWEINFURT – Die Hauptarena des Sachs-Stadions gehörte am Wochenende eindeutig St. Josef. Oder besser noch: Den Krankenhausrettern. Die Interessengemeinschaft, die alles daran setzt, die Einrichtung in der Schweinfurter Innenstadt auf Dauer zu erhalten und zu finanzieren, hatte zu einem zweitägigen Spendenlauf aufgerufen. Rund um den Platz, auf dem die Fußballer des FC 05 die letzten Wochen so begeisternd Fußball spielten.
Und obwohl bei der benachbarten DJK „Ossis-Lauf“ stattfand, „wurde in den zwei Tagen von der Bevölkerung aus Nah und Fern mit viel Herzblut und Ehrgeiz eine tolle Leistung vollbracht“, zeigte sich Initiator Stefan Labus sehr zufrieden. Es wurden 2100 Runden a 400 Meter gelaufen, das bedeutet eine Strecke von 840 Kilometern, soweit wie von Schweinfurt nach Kopenhagen. Jede Runde hatte einen Spendenwert von 5 Euro. Es waren 180 Läufer in Alter von 6 bis 70 Jahren an dieser Leistung beteiligt.
„Es kamen Leute aus verschiedenen Schichten, Fußballvereine, das Team vom Seniorenheim Haus an den Mönchskutten, auch behinderte Menschen vom Verein ´Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen´“, lobte Stefan, der freilich auch gerne Oberbürgermeister Sebastian Remelé begrüßt hätte. Dafür liefen beispielsweise sein Stadtratskollege Sebastian Madeiski mit seiner Gattin an beiden Tagen zusammen fast 60 Runden. Das Bayerische Rote Kreuz leistete ehrenamtlich Dienst – und von der Stadt Schweinfurt konnte die Interessengemeinschaft den Hauptplatz für einen geringen Unkostenbeitrag mieten.
Fünf Läufer und Gruppen oder besser Spender kommen hier stellvertretend zu Wort. Zum einen Isabell Jansen, die mit acht weiteren Erwachsenen und fünf Kindern aus Aura an der Saale nach Schweinfurt reiste. Bei ihnen im Raum Hammelburg hat das Krankenhaus unlängst geschlossen. „Wir haben zwar eines im nahen Bad Kissingen, aber wir finden die Versorgung in der Region wichtig. Und der Standort Schweinfurt und das St. Josef ist für uns schon immer eine interessante Alternative.“
Birgit Gauster, die mit ihrem Mann Hans-Jürgen kam, hat einen ganz besonderen Bezug. Schon seit über 47 Jahren arbeitet sie im St. Josef, seit sechs Jahren auf der Palliativstation. „Ich gehe zwar in eineinviertel Jahren in den Ruhestand. Aber das Krankenhaus liegt mir am Herzen. Und die Bevölkerung hat ja Interesse daran, dass es erhalten bleibt“, sagt sie. „Und auch wenn wir nicht joggen können, so sind wir doch ein paar Runden gelaufen.“
Lehrerin Sabine Heusinger lief eine Runde und sagte danach. „St. Josef steht für mich symbolisch für Zusammenhalt und Vielfalt und für ein anderes Klima als das Leopoldina. Deshalb sollten sich weiterhin Träger dafür finden. Zudem geht es in Schweinfurt auch anderweitig in vielerlei Hinsicht leider abwärts.“
Daniela Hauck begleitete an sich ihren Sohn zum Fußballspielen ins Stadion, als sie von der Aktion erfuhr. „Ich bin dann nach Hause gefahren, habe mich umgezogen und bin zum Laufen wieder nach Schweinfurt gekommen.“ Und sonntags dann nochmal mit den drei 12, 10 und 8 Jahre alten Kindern, einer Freundin, eine frühere Krankenschwester und deren zwei Kinder. Hauck ist selbst in dem Bereich tätig, sie leitet ein Pflegeheim in Geldersheim mit 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Die ganze Situation rund um St. Josef tut mir leid. Zudem absolvieren gerade viele Schüler aus dem Krankenhaus ihrern Außeneinsatz in unserem Pflegeheim. Man kennt sich – und wir sind alle eine große Pflegefamilie.“ Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen haben in St. Josef gelernt. „Und unsere eigenen Kinder wuden dort geboren. Ich verbinde mit dem Krankenhaus also wunderschöne Momente, es gehört einfach zu Schweinfurt!“ Daniela Hauck lief 60 Runden, ihre Kinder zusammen 70.
Und Semih Oruc lief am Sonntag 50 Runden. Er absolviert gerade im Rahmen seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten an der Hans Weinberger-Akademie sein Praktikum im Leopoldina-Krankenhaus. „Allerdings gibt es auch Praktikumsstellen in St. Josef, die wegfallen würden bei einer Schließung. Ich laufe gerne und oft – und wenn ich meine zurück gelegten Kilometer einem guten Zweck widmen kann, dann ist das besonders sinnvoll.“ Semih Oruc spricht sich klar für den Erhalt des Krankenhauses aus, vor allem für die Akut-Geriatrie. „Die medizinische Versorgung älterer Menschen ist wichtiger denn je angesichts des demografischen Wandels. Bei einem Wegfall würde in Schweinfurt eine erhebliche Lücke in der Gesundheitsversorgung entstehen.“
Zurück zum Fußball und dem FC Schweinfurt 05: Gut möglich, dass sich auch heuer noch die Schnüdel bei den Charity-Projekten beteiligen. Vorstand und Geschäftsführer Markus Wolf signalisierte eine grundsätzliche Unterstützung. Stefan Labus könnte sich die zu einem der beiden November-Heimspiele gegen Bamberg oder Bayreuth vorstellen. Ob dann wieder das Becherpfand gespendet wird, so wie letzten Freitag beim Heimspiel der Eishockey-Mighty Dogs, oder es vielleicht sogar Sondertrikots mit einer Retter-Aufschrift geben könnte, die danach versteigert werden, ist offen.
Fakt bereits und daher ankündbar: Am 22. November spielen Phoenix mit Steffi List in der Stadthalle Schweinfurt, wo am 07.12. eine DJ-Party stattfinden wird. Alle Erlöse kommen jeweils der Spendenaktion zugute. Jeweils über 400 Besucher werden erwartet. Und am 20.12. tritt Steffi List nochmals auf der Bühne des Schweinfurter Weihnachtsmarktes auf. Auch hier darf gespendet werden.
Foto: Peter Glückert